Schottergrube Pichling
Projekt Schottergrube Pichling | |
Nutzung | Schotterabbau |
Bezirk | Pichling |
PLZ | 4030 |
Ort | Linz |
Die Schottergrube Pichling war ein umstrittenes Projekt im Bezirk Pichling. Zwischen dem Pichlinger See und dem Natura-2000-Schutzgebiet in den Donau-Auen sollte die Grube mit einer Fläche von rund 85.000 m² und einer Jahresleistung von etwa 120.000 Tonnen Schotter betrieben werden. Der Abbau war für 13 Jahre geplant. Betreiber des Projektes war das Perger Unternehmens Petschl-Transporte von Harald Glisic.
Aufgrund von Protesten von Anwohnern und Politikern verzögern sich Freigabe im Genehmigungsverfahren und Baubeginn seit Jahren. Nach aktuellem Stand (2024) dürfte das Projekt endgültig vom Tisch zu sein.
Inhaltsverzeichnis
Genehmigungsverfahren
Aufgrund unterschiedlicher betroffener Aspekte sind in den unterschiedlichen Verfahren sowohl Behörden der Stadt Linz als auch des Landes Oberösterreich entscheidungsbefugt. In zweiter und dritter Instanz waren teilweise auch Bundesministerien in die Entscheidungsfindung eingebunden.
Im April 2014 wurden vom Verwaltungsgerichtshof die Bewilligungsbescheide des Landes Oberösterreich und des Wirtschaftsministeriums aufgehoben.[1]
Raumplanung
Das Land Oberösterreich (Landesrat Viktor Sigl) stellte einen positiven Bescheid aus.
Wasserrecht
Das Land Oberösterreich stellte einen positiven Bescheid aus.[2] Auch in zweiter Instanz entschied das Umweltministerium bereits 2009 positiv.[3]
Forstrecht
Die Stadt Linz stellte zunächst einen negativen Bescheid aus.
Naturschutzrecht
Die Stadt Linz stellte zunächst im April 2009 einen positiven Bescheid aus. Aufgrund von Verfahrensfehlern wurde dieser Bescheid aber vom Land Oberösterreich als zweite Instanz aufgehoben und zurück an die erste Instanz verwiesen. Im erstinstanzlichen Verfahren hatte ein Gutachter nur drei von vier relevanten Fragestellungen behandelt. Nach Einholung eines neuen Gutachtens stellte die Stadt Linz schließlich im September 2009 einen negativen naturschutzrechtlichen Bescheid aus.[4]
Mitte Juni 2010 wurde vom Land Oberösterreich (Landesrat Manfred Haimbuchner) als Behörde zweiter Instanz schließlich ein positiver naturschutzrechtlicher Bescheid ausgestellt.
Eine Anfechtung des Bescheides beim Verwaltungsgerichtshof wäre etwa dem Landes-Umweltanwalt Martin Donat möglich. Dieser sieht aber keine formellen Verfahrensfehler, wegen derer eine Anrufung des VwGH möglich wäre.[5]
Mineralrohstoffgesetz
Das Verfahren wurde zunächst im Mai 2009 von der Stadt Linz als Behörde erster Instanz durchgeführt. Diese stellte einen negativen Bescheid aus.
Das Land Oberösterreich als Behörde zweiter Instanz stellte das Verfahren im März 2010 zunächst wegen Verfahrensmängel im Verfahren erster Instanz zunächst an die Stadt Linz als erste Instanz zurück[6]. Nach einem Antrag wegen Säumnis (keine Entscheidung innerhalb von 6 Monaten nach Antragstellung) übernahm das Land Oberösterreich im Dezember 2010 das Verfahren.[7] Ein abermaliger Devolutionsantrag zur Übertragung an das Bundesministerium wurde jedoch vom Ministerium abgelehnt; das Land hätte zwar die sechsmonatige Frist überschritten, allerdings nicht schuldhaft gehandelt, sondern sich die Verzögerung aus dem aufwändigen Verfahren ergeben.[8]
Mitte März 2012 genehmigte der zuständige Landesrad Rudi Anschober im Verfahren zweiter Instanz das Projekt unter Auflagen. [9]. Anschober war nach eigenen Aussagen aufgrund des "nicht bürgerfreundlichen Gesetzes" zur positiven Entscheidung gezwungen, "alles andere wäre politische Willkür und Amtsmissbrauch"[10].
Zufahrtsrecht
Die Stadt Linz verweigerte als Eigentümer mehrerer Grundstücke in der Umgebung des Schotterwerkes die Zufahrt zu diesem. Der Betreiber klagte erfolglos gegen diese Zufahrsverweigerung.[11]
Proteste
Die Gegner des Projektes äußern unter anderem folgende Kritikpunkte:
- der Erholungswert am nahen Pichlingersee würde stark eingeschränkt (durch Lärm und Staub)
- durch eine hohe Anzahl an LKW-Fahrten vom/zur Schottergrube würde die Umwelt beeinträchtigt und Lärm verursacht
- die Grundstückspreise und Lebensqualität der Anwohner würde durch Lärm, Staub und sinkenden Grundwasserspiegel gesenkt
- eine für die "Stadtbelüfung" wichtige Waldfläche von rund 9000 m² soll gerodet werden[12]
- durch die geplante Wiederbefüllung - eventuell mit Aushubmaterialien beim Bau des Westring-Tunnels - könnte der Grundwasserspiegel zu stark ansteigen[13]
Die Plattform Rettet den Pichlingersee veranstaltete Demonstration in Linz, so etwa am 31. August 2010 oder am 9. September 2011.
Insgesamt konnten bisher rund 6000 Unterschriften gegen die Schottergrube gesammelt werden.
Die Stadt Linz hat die Zufahrtsstraße zur Schottergrube Vorrangig zur Nutzung als Radweg gewidmet. Auf dieser Strecke besteht ein Fahrverbot für Fahrzeuge über 7,5 Tonnen, was von den Schotter-LKWs überschritten würde.[14]
Einzelnachweise
- ↑ Schottergrube Pichling vorerst vom Tisch, 17. Juli 2014
- ↑ Schottergrube Pichling: Nun ist der Minister am Zug, Oberösterreichische Nachrichten, 13. November 2008
- ↑ Projekt Schotterabbau in Pichling, linz.at Medienservice (Archiv) auf linz.at, 22. September 2009
- ↑ Schottergrube Pichling: Neuer Negativ-Bescheid, Oberösterreichische Nachrichten, 18. September 2009
- ↑ Umweltanwalt: Keine Chance für Einspruch gegen Schottergrube, Oberösterreichische Nachrichten, 23. Juni 2010
- ↑ Schottergrube Pichling: Neues Verfahren, Oberösterreichische Nachrichten, 12. März 2010
- ↑ Schotterabbau in Pichling: Muss nun der Minister entscheiden?, Oberösterreichische Nachrichten, 12. Oktober 2011
- ↑ Offline: Landeskorrespondenz Nr. 6 vom 10. Jänner 2012 (Suche auf archive.org)
- ↑ Umstrittener Schotterabbau genehmigt, Oberösterreichische Nachrichten, 20. März 2012
- ↑ Offline: Anschober zu Schaller: "Ich freue mich über die Anfrage der SPÖ zum Schotterprojekt Pichling." (Suche auf archive.org)
- ↑ Schotterstreit: Stadt Linz siegt vor Gericht gegen Betreiber, Oberösterreichische Nachrichten, 28. Jänner 2010
- ↑ Schotterwerk: Stadt droht Land mit Höchstgericht, Oberösterreichische Nachrichten, 26. Jänner 2011
- ↑ Offline: linz-sued.at: Schotterwerk Pichling wackelt. Betreiber will Stadt Linz klagen (Suche auf archive.org)
- ↑ Schotterwerk: Jetzt wird um Zufahrt gestritten, Oberösterreichische Nachrichten, 22. September 2011