Wollzeugfabrik
Die Linzer Wollzeugfabrik war eine Textilmanufaktur in Linz. Sie wurde 1672 von Christian Sint gegründet und beschäftigte bis zu 49.292 Mitarbeiter. Das Werk wurde 1850 geschlossen und 1969 endgültig abgerissen. Heute befindet sich an ihrer Stelle insbesondere die Tabakfabrik.
Geschichte
Die Wollzeugfabrik wurde 1672 von dem Bürger Christian Sint unter der Bezeichnung „Zeug und Catis“-Fabrik in Linz gegründete Textilmanufaktur, die unter verschiedenen Bezeichnungen bis zu ihrer Stilllegung im Jahr 1850 Gewebe aus Wolle und Baumwolle sowie sonstige textile Produkte herstellte.[1] Sie war in den frühen Zeiten des industriellen Zeitalters die erste Textilfabrik Österreichs.
Nach sechs Jahren trat Sint sie an seinen Schwiegersohn Mathias Kolb und dessen Erben ab. In einem Vertrag vom 4. November 1716, der von der Regierung am 15. Jänner 1717 bestätigte, trat Dominik Kolb von Kolbenthurm (bzw. Kolbenthal) seine Fabrik an das „Soldatten Spital und grosse Armenhaus“ vor dem Schottentore in Wien ab (an der Stelle des alten Allgemeinen Krankenhauses). Am 27. März 1722 wurde sie an die Orientalische Compagnie zu Wien abgetreten (bestätigt am 6. Oktober 1722). 1754 wurde das Unternehmen unter Kaiserin Maria Theresia verstaatlicht und in „K.K. Aerarial -Wollzeug-, Tuch- und Teppichfabrik zu Linz“ umbenannt.
Die Produktpalette umfasste bis 1795 nur 30 Sorten Schafwollzeug, später auch feines Tuch aus Baumwolle und Kaschmirwolle sowie Teppiche. Erzeugnisse der Textildrucktechnik wie bedruckte Tischdecken und Möbelstoffen wurden ab 1859 gefertigt.
Bei der Übernahme in landesfürstliches Eigentum waren etwa 10.000 bis 12.000 Menschen beschäftigt. 1764 wurde die Einfuhr ausländischer Wollerzeugnisse verboten und die Erzeugung für jedermann im Land frei. Ab 1774 beschäftigte die Linzer Wollzeugfabrik Zwangsarbeiter wie Landstreicher, Bettler und Strafgefangene, 1780 waren 26.000 Menschen beschäftigt. Im Jahr 1791 wurde die höchste Zahl an Beschäftigten erreicht - von den 49.292 Mitarbeitern waren 100 Arbeiter in der Fabrik, alle übrigen in Heimarbeit beschäftigt. 1816 waren es etwas mehr als 40.000 Arbeiter.
Nach der Stilllegung des Werks im Jahr 1850 wurden auf einem Teil des Geländes die Gebäude der Tabakfabrik errichtet, in welchen im Jahr 1915 erstmals mehr als 1 Milliarde Zigaretten produziert wurden.
Um die Erhaltung des äußerlich schlossartigen und repräsentativen Gebäudes gab es zu Ende der 1960er-Jahren erbitterte Debatten. Friedrich Achleitner sprach von einem „Demolierungsskandal“ [2]. Schließlich wurden die verbliebenen Gebäude dieser ersten Textilmanufaktur trotz erheblicher Proteste 1969 abgebrochen.
Würdigung
- Die Fabrikstraße ist nach der Wollzeugfabrik benannt.
- 1928 wurde nach dem Gründer die Sintstraße benannt.
Weblinks und Quellen
- Webseite OÖ Jugend, Jugendarbeit -Wirtschaft und Industrie in Linz, S. 31 (PDF-Datei; 1,27 MB)
- Offline: Keplergesellschaft - Zur Geschichte von Linz (Suche auf archive.org)
- Webseite Stadt Linz über die Sintstraße
- Bilder vom Abbruch der Wollzeugfabrik
- Gustav Otruba Offline: Linz, seine neue Strafanstalt, die Messingfabrik im Schloß Lichtenegg bei Wels und die Wollzeugfabrik in Linz in Berichten der „Vaterländischen Blätter“ 1812-1816 (Suche auf archive.org), in: Landesinstitut für Volksbildung und Heimatpflege in Oberösterreich (Hrsg.): Oberösterreichische Heimatblätter, 43. Jg., 1989, Heft Nr. 4, S. 295-318; Tuchfabrik ab S. 316 (PDF-S. 23)
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