Eisenbahnbrücke
Eisenbahnbrücke | |
Eisenbahnbrücke vom Fuß-Radweg gesehen, Blick Richtung Norden | |
Nutzung | Straßenbrücke |
Bezirk | Urfahr, Kaplanhof |
Die (Neue) Eisenbahnbrücke ist eine Brücke über die Donau in Linz. Sie wurde 2018-2021 als Ersatz für die Anfang 2016 gesperrte und anschließend abgetragene Eisenbahnbrücke (1900-2016) errichtet. Die Brücke nimmt den Automobil-, Fahrrad- und Fußgängerverkehr auf und soll in Zukunft auch von zwei S-Bahn-Linien (S6 und S7) genutzt werden. Zwei bestehende Buslinien (12 und 25) und zwei zukünftig neu eingerichtete O-Bus-Linien (47 und 48) werden auf der Brücke die Donau queren.
Die Brücke wurde mit einem öffentlichen Fest am 28. August 2021 eröffnet und am 30. August für den Verkehr freigegeben.
Geschichte und Bauprojekt
Ersatz für Eisenbahnbrücke Baujahr 1900
Die Brücke wurde an der Stelle der ehemaligen alten Eisenbahnbrücke (1900-2016) errichtet. Die alte Eisenbahnbrücke wurde am 14. November 1900 eröffnet und war damit bis 2016 von der Bausubstanz her die älteste der Linzer Donaubrücken. Die alte Brücke diente prinzipiell der Eisenbahn, vor allem der Anbindung der Mühlkreisbahn an das restliche Schienennetz. Zu diesen Zweck wurde die Brücke aber nur wenige Male in der Woche benötigt, was eine zusätzliche Nutzung durch den Straßenverkehr erlaubte. Die alte Eisenbahnbrücke konnte auch schon von Fahrzeugen benutzt werden, wenn sie nicht gerade für eine Zugüberfahrt gesperrt war. 15.000[1] bis 20.000[2] (je nach Quelle) Fahrzeuge hatten die alte Eisenbahnbrücke täglich benützt. Deshalb konnte die alte Eisenbahnbrücke nicht einfach ersatzlos abgerissen werden.
In einer Volksbefragung am 27. September 2015 sprachen sich die Linzer Bürger mehrheitlich für den Abriss der Eisenbahnbrücke und die Errichtung einer Ersatzbrücke aus. Daraufhin wurden die Planungen intensiviert. Die Behördenverfahren wurden im Sommer 2017 abgeschlossen[3].
Die alte Brücke wurde am 27. Februar 2016 endgültig gesperrt und im Sommer 2016 abgerissen. Der letzte der drei Brückenbögen wurde am 19. August 2016 abmontiert.
Errichtung der neuen Brücke von 2017 bis 2021
Die Ausschreibung erfolgte im Herbst 2017, die Vergabe der Bauleistungen Anfang 2018. Ab Oktober 2017 starten die Vorarbeiten für den Brückenneubau sowie die erforderlichen Straßenanschlüsse.
Mit der Fertigstellung der neuen Brücke war laut Stadt Linz zunächst im September 2020 zu rechnen. Im November 2019 wurde allerdings bekannt gegeben, dass sich die Fertigstellung verzögern würde und die Brücke erst im Oktober 2021 für den Verkehr freigegeben werden könne.[4]
Im Sommer/Herbst 2020 wurden die beiden Brückenköpfe fertiggestellt. Dies schließt auch einen Brückenbogen auf der linken (nördlichen) Donauseite mit ein, der hauptsächlich über Land führt. Ab Ende Februar 2021 wurden die beiden Brückenbögen über die Donau eingeschwommen, die jeweils rund 2800 Tonnen wiegen. Am 23./24. Februar 2021 wurde der ersten der beiden Brückenbögen über die Donau "eingeschwommen", der zweite folgte am 3./4. März 2021. Der erste (mittlere) Bogen wurde am 23. Februar 2021 auf zwei Pontons verladen und am 24. Februar auf dem vorbereiteten Brückenpfeiler abgesetzt. Der letzte (südliche) Bogen folgte am 3./4. März 2021.
Name der Brücke: Diskussion, Kriterien und Abstimmung
Bis Ende März 2021 wurde die Brücke vorläufig "Neue Donaubrücke" genannt. Bis Anfang April war also kein Name für die neue Linzer Donaubrücke festgelegt, welche im Herbst 2021 für den Verkehr freigegeben wird. Auf der Liste der Donaubrücken bei Wikipedia sieht man, dass es (Stand: 4/2021) insgesamt 359 Donaubrücken gibt, davon sind 262 in Deutschland, 41 in Österreich und 56 flußabwärts nach Österreich gelegen.[5] Auf dieser Internetseite wird das Wort Eisenbahnbrücke insgesamt 53 mal gefunden. Wenn man will, dass die Brücke ohne zusätzliche Angabe des Ortes oder der Stadt nicht mit einer der 52 anderen Eisenbahnbrücken über die Donau verwechselt werden kann, ist es eine schlechte Idee, die neue Donaubrücke wieder Eisenbahnbrücke zu benennen. Gegen die Bezeichnung Eisenbahnbrücke spricht 2021 auch eine Verwechslungsgefahr mit der Steyregger Brücke, die ja die einzige Donaubrücke mit einer Eisenbahn in Linz ist. Auf der neuen Linzer Donaubrücke fahren ja ab 2021 die Schnellbahn-Linien S6 und S7, wobei die Schnellbahn ab 2021 meist Stadtbahn genannt wird. Selbsterklärende Namen nach Funktion oder Lage der Brücke ohne Verwechslungsgefahr mit anderen Brücken könnten z.B. Lentia-Brücke, Stadtbahnbrücke, Parkbadbrücke, S-Bahn-Donaubrücke, Schnellbahnbrücke, Bogen-Donaubrücke oder auch "S6-Donaubrücke" sein.
Benennung nach einer männlichen Persönlichkeit mit Linz-Bezug
Falls die neue Donaubrücke nach einer berühmten Persönlichkeit benannt wird, was bei Donaubrücken laut Liste der Donaubrücken bei Wikipedia selten ist, so müsste unbedingt ein starker Bezug zu Linz oder zumindest zu Oberösterreich gegeben sein, z.B. Geburt, Wirken und/oder Grab in Linz oder heute noch sichtbare Spuren des Wirkens dieser Persönlichkeit in Linz. Die 3 berühmtesten Linzer Persönlichkeiten, welche auf der Internet-Seite des Linz-Tourismus angegeben werden, sind Anton Bruckner, Johannes Kepler und Adalbert Stifter. Diese drei Namen werden auch für viele Menschen außerhalb von Linz mit Linz in Verbindung gebracht.
Der Name Anton-Bruckner-Brücke sollte jedoch für die Fußgänger- und Radfahrer-Brücke, welche nach Realisierung der Linzer Donauinsel die Donau in Verlängerung der Wildbergstraße queren soll, reserviert bleiben, damit man dann mit dem Fahrrad von der Anton Bruckner International School im Bruckner Tower über die Anton-Bruckner-Brücke zum Brucknerhaus gelangen kann.
Mauriz Balzarek war DER berühmteste Jugendstil-Architekt von Linz. Er war Otto-Wagner-Schüler, 1896-1902 besuchte der Architekt sechs Seminare in der Meisterklasse von Otto Wagner. Nach ihm ist der Mauriz-Balzarek-Preis benannt, ein Kulturpreis des Landes Oberösterreich für Architektur. Für ihn spricht ein extrem starker Bezug zu Linz und Oberösterreich, weil er nicht nur viele Jahre in Linz lebte und wirkte, sondern weil er auch wesentlich das architektonische "Jugendstil-Gesicht" von Linz prägte. 1900 bis 1902 unterrichtete er die bautechnischen Fächer an der allgemeinen Handwerkerschule in Linz. Dort wurde er 1906 Professor. Nach dem Kriegsdienst übernahme er ab 1915 bis 1933 das Direktorat der Linzer Staats-Gewerbeschule. Er gestaltete zahlreiche Jugendstilfassaden von Häusern in Linz und Oberösterreich, welche auch heute noch existieren, siehe Mauriz Balzarek auf Wikipedia. Mauriz Balzarek starb 1945 und ist in einem schönen Jugendstil-Grabmal am St. Barbara Friedhof in Linz bestattet. Das Stadtmuseum Linz Neue Galerie widmete dem Architekten 1972 eine eigene Ausstellung. Da der Jugendstil viele Touristen nach Österreich zieht, würde es auch für den Linz-Tourismus und das Image von Linz vorteilhaft sein, den Namen Mauriz Balzarek und damit das Jugendstil-Gesicht von Linz bekannter zu machen, indem eine Donaubrücke nach Balzarek benannt würde.
Vorgeschlagen wurde auch Reuchlin-Brücke nach dem Universalgelehrten Johannes Reuchlin, der 1492 und 1493 einige Zeit in Linz verbrachte. Nach ihm ist bereits die Reuchlinstraße benannt.[6]. Der Linz-Bezug von Reuchlin ist jedoch eher dürftig, da er sich in Linz nur sehr kurz aufgehalten hat, und auch hier weder geboren wurde noch in Linz begraben ist.
Benennung nach einer Frau mit Linz-Bezug
Die Grünen hatten vorgeschlagen, die Brücke nach einer Frau zu benennen und hatten diesen Vorschlag als Antrag in den Gemeinderat eingebracht. Auf der Liste der Donaubrücken bei Wikipedia sieht man, dass von den insgesamt 359 Donaubrücken der Großteil nach der Funktion oder Lage der Brücken benannt sind, nur 6 von 359 Donaubrücken sind nach einer Frau benannt. [5] Die Benennung einer Donaubrücke nach einer Frau ist also sehr unüblich. Laut Artikel auf MeinBezirk.at vom 8. April 2021 und laut OE24.at (OÖ-Ausgabe Seite 14) vom Freitag 9.4.2021 wird die neue Donaubrücke nicht nach einer Frau benannt. Der diesbezügliche Antrag der Grünen wurde am 8. April 2021 von SPÖ, ÖVP und FPÖ abgelehnt. "Die Namensgebung sollte nicht zu einer Spaltung führen", erklärte Vizebürgermeister Markus Hein (FPÖ) demnach zur Namensentscheidung. "Ich halte insbesondere Personennamen für problematisch, da hierdurch immer nur ein bestimmter Teil unserer Gesellschaft beziehungsweise eine weltanschauliche Ausrichtung abgebildet werden kann".[7]
Als sehr bekannte Frau mit Linz-Bezug wurde in der Stadtrundschau Linz vom 19.3.2021 auch Maria Theresia als Namenspatin für die Brücke erwähnt. Maria Theresia machte sich in der Zeit der Erbfolgekriege in Oberösterreich zwischen 1741 und 1743 sehr verdient um Linz und Oberösterreich. Maria Theresia konnte damals in der Zwischenkriegszeit Truppen requirieren. Mit einem neuen Heer konnte Feldmarschall Ludwig Andreas Graf Khevenhüller in der Nacht vom 30. auf den 31. Dezember 1741 in mehreren Abteilungen nach Oberösterreich vorstoßen. Am 1. Jänner 1742 wurden die verbliebenen bayerischen und französischen Truppen in Linz eingeschlossen. Ausfälle in Richtung Gallneukirchen, Ebelsberg und Wilhering scheiterten. Den theresianischen Truppen gelang es, ganz Oberösterreich wieder zurückzuerobern. Maria Theresia kam im Sommer 1743 nach Linz, um am 25. Juni 1743 die Erbhuldigung der Stände entgegenzunehmen.
Internet-Abstimmung über den Namen der Brücke
Nach einer Privatinitiative war unter LINK eine Abstimmung über den zukünftigen Namen der Neuen Donaubrücke möglich. Aus folgende 16 Vorschlägen konnte gewählt werden:
- Adalbert-Stifter-Brücke
- Balzarek-Brücke
- Barbara-Prammer-Brücke
- Bogen-Donaubrücke
- Danuvius-Brücke
- Donauwellen-Brücke
- Ernst-Balluf-Brücke
- Johannes-Kepler-Brücke
- Lentia-Brücke
- Maria-Theresia-Brücke
- Parkbadbrücke
- Reuchlin-Brücke
- S6-Donaubrücke
- S-Bahn-Donaubrücke
- Schnellbahnbrücke
- Stadtbahnbrücke
Als Ergebnis dieser Abstimmung waren (Stand: 4/2021) die Namen Lentia-Brücke, Balzarek-Brücke und Stadtbahn-Brücke die drei meistgewünschten Namen, bei einer Beteiligung von rund 100 Personen.
Abstimmung im Stadtsenat: Neuer Name ist "Eisenbahnbrücke"
Am Donnerstag, 8. April 2021 war die Namensgebung Thema im Stadtsenat. In der Sitzung gab es eine Mehrheit für den neuen und alten Namen: So wie ihre Vorgängerin auch, soll die neue Donauquerung Eisenbahnbrücke heißen. Darauf einigten sich SPÖ, FPÖ und ÖVP.[7]
Auszeichnungen
- European Steeldesign Awards 2023, Finalist/Anerkennungspreis[8]
Weitere Informationen
Bilder
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Eisenbahnbrücke mit Fuß- und Radweg, Busspur und Fahrbahn
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Eisenbahnbrücke nachts, mit dem Kristallschiff
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Unterseite der Eisenbahnbrücke, Nachts
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Blick auf die Baustelle (Pfeiler) im Sommer 2020 vom Pöstlingberg
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Stand der Baustelle Ende Februar/Anfang März: ein Brückenbogen eingeschwommen, der zweite bereits auf den Transportschiffen
Einzelnachweise
- ↑ Eisenbahnbrücke ist für Linz unverzichtbar!, linz.at Medienservice (Archiv) auf linz.at, 1. Dezember 2009
- ↑ Eisenbahnbrücke (1900-2016), abgerufen am 9. April 2020
- ↑ Alle Rechtsverfahren zur neuen Donaubrücke verhandelt – Bewilligungen ergehen in Kürze, linz.at Medienservice (Archiv) auf linz.at, 8. Juni 2017
- ↑ Neue Donaubrücke: 5 Millionen Euro teurer und ein Jahr längere Bauzeit
- ↑ 5,0 5,1 Liste der Donaubrücken, Wikipedia, abgerufen am 9.4.2021
- ↑ "Der Donaubrücke würde der Name Johannes Reuchlin gut stehen", Oberösterreichische Nachrichten, 13. Februar 2020, abgerufen am 3. Mai 2020
- ↑ 7,0 7,1 So wird die Neue Donaubrücke heißen, MeinBezirk.at, 8. April 2021
- ↑ Anerkennung für Design der Linzer Eisenbahnbrücke
Siehe auch
Web-Links
- Neue Donaubrücke: Schlüsselprojekt für die Verkehrszukunft, Magistrat der Landeshauptstadt Linz, Stadtentwicklung, abgerufen am 3. Mai 2020