Johannes Kepler
Johannes Kepler | |
Denkmal am Schlossberg | |
Beschreibung: | deutscher Naturphilosoph, Mathematiker, Astronom, Astrologe, Optiker und evangelischer Theologe. Er lebte und arbeitete von 1612 bis 1627 in Linz. |
Geburtsdatum: | 27. Dezember 1571 |
Geburtsort: | Weil der Stadt, Deutschland |
Sterbedatum: | 15. November 1630 |
Sterbeort: | Regensburg |
Johannes Kepler (lat. Ioannes Keplerus, auch Keppler; * 27. Dezember 1571 in Weil der Stadt, Deutschland; † 15. November 1630 in Regensburg) war ein deutscher Naturphilosoph, Mathematiker, Astronom, Astrologe, Optiker und evangelischer Theologe. Er lebte und arbeitete von 1612 bis 1627 in Linz.
Allgemeines
Johannes Kepler entdeckte die Gesetze der Planetenbewegung, die nach ihm Keplersche Gesetze genannt werden. In der Mathematik wurde ein numerisches Verfahren zur Berechnung von Integralen nach ihm Keplersche Fassregel benannt. Mit seiner Einführung in das Rechnen mit Logarithmen trug Kepler zur Verbreitung dieser neuen Rechenart in Deutschland bei. Auch machte er die Optik zum Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchung und half, die mit dem Teleskop gemachten Entdeckungen seines Zeitgenossen Galileo Galilei zu beweisen.
In seiner Laufbahn war Kepler Mathematiklehrer an der protestantischen Stiftsschule in Graz. Ihr gegenüber stand die katholische Universität Graz. Kepler war in Prag Assistent von Tycho Brahe, Kaiserlicher Mathematiker bis zu seinem Tod, zunächst unter Rudolf II., dann unter dessen Nachfolger Landesmathematiker in Linz und Hofastrologe von General Wallenstein.
Heute wird Kepler hauptsächlich als einer der Begründer der modernen Naturwissenschaften wahrgenommen, doch sein Leben war geprägt von tiefer Glaubensüberzeugung, und sein Weltbild beruhte auf der hermetischen Tradition, die sich von Pythagoras’ Harmonien im All über Platons Mathematik ist Alles bis zu dem von Dionysios zitierten Hermes Trismegistos erstreckte. In dieser Tradition gab es Fernwirkungen und Harmonien, die aus moderner Sicht mittelalterlich-okkult erscheinen mögen – für Kepler selbst war seine Weltanschauung logisch, einfach und klar.
Seine Entdeckung der drei Planetengesetze machte aus dem mittelalterlichen Weltbild, in dem körperlose Wesen die Planeten einschließlich Sonne in stetiger Bewegung hielten, ein dynamisches System, in dem die Sonne durch Fernwirkung die Planeten aktiv beeinflusst. Er selbst allerdings nannte sie nie „Gesetze“; sie waren in seinen Augen vielmehr Ausdruck der Weltharmonie, die der Schöpfer seinem Werk mitgegeben hatte. Aus seiner Sicht war es auch göttliche Vorsehung, die den Theologiestudenten zum Studium der Gestirne führte. Die natürliche Welt war ihm ein Spiegel, in dem die göttlichen Ideen sichtbar werden konnten, der gottgeschaffene menschliche Geist dazu da, sie zu erkennen und zu preisen.
Kepler ging von dem Gedanken ab, das kopernikanische System sei lediglich ein (hypothetisches) Modell zur einfacheren Berechnung der Planetenpositionen. Das heliozentrische Weltbild als eine physikalische Tatsache zu sehen, stieß nicht nur bei der katholischen Kirche, sondern auch bei Keplers protestantischen Vorgesetzten auf erbitterten Widerstand. Denn auf beiden Seiten galten die Lehren von Aristoteles und Ptolemäus als unantastbar.
Leben
Johannes Kepler wurde am 27. Dezember 1571 in der freien Reichsstadt Weil der Stadt (nahe Stuttgart, Baden-Würtemberg) geboren. Sein Vater verdiente einen unsicheren Lebensunterhalt als Händler und verließ die Familie, als Johannes fünf Jahre alt war. Seine Mutter Katharina, eine Gastwirtstochter, war eine Kräuterfrau und wurde später der Hexerei angeklagt. Als Frühgeburt wurde Johannes immer als schwaches und krankes Kind bezeichnet. 1575 überstand er eine Pockenerkrankung, die jedoch bleibend sein Sehvermögen beeinträchtigte. Trotz seines schlechten Gesundheitszustandes war er frühreif und beeindruckte Reisende im Gasthaus seiner Mutter oft mit seinen mathematischen Fähigkeiten. Johannes Kepler wohnte von 1579 bis 1584 mit seinen Eltern in Ellmendingen, wo sein Vater das Gasthaus „Sonne“ gepachtet hatte.
Ausbildung, Graz, Prag
Kepler besuchte die erste Klasse der Lateinschule in Leonberg und die zweite Klasse der Lateinschule in Ellmendingen. Im Jahr 1580 und 1581 musste er die Schulausbildung unterbrechen. 1582 besuchte er die dritte Klasse der Lateinschule, „da er sonst zu nichts taugt“. Kepler besuchte ab 1584 (16. Oktober) die Klosterschule in Adelberg, von 1586 (26. November) an die höhere evangelische Klosterschule (Gymnasium) im ehemaligen Kloster Maulbronn. Trotz bescheidener familiärer Verhältnisse begann er 1589 ein Theologiestudium am Evangelischen Stift in Tübingen. Er studierte bei dem Mathematiker und Astronomen Michael Mästlin. Am 11. August 1591 wurde er Magister.
1594 nahm er im Alter von 23 Jahren einen Lehrauftrag für Mathematik an der evangelischen Stiftsschule in Graz an. Diese Hochschule war das protestantische Gegenstück zur Universität Graz, die von Jesuiten geleitet wurde und der Motor der Gegenreformation war. In Graz begann Kepler mit der Ausarbeitung einer kosmologischen Theorie, die sich auf das kopernikanische Weltbild stützte. 1597 veröffentlichte er sie als Mysterium Cosmographicum. Im April desselben Jahres heiratete er Barbara Mühleck, eine Müllerstochter, die eine Tochter aus einer früheren Ehe mitbrachte und mit der er vier Kinder hatte, von denen zwei das Kindesalter überlebten. Im Dezember 1599 lud Tycho Brahe Kepler ein, mit ihm in Prag zu arbeiten. Durch die Gegenreformation gezwungen, Graz zu verlassen, traf Kepler 1600 mit Brahe zusammen.
Bereits in den 1590er Jahren schrieb Kepler Briefe an Galileo Galilei, der ihm allerdings nur einmal ausführlich antwortete. 1600 nahm er eine Stellung als Assistent von Tycho Brahe an. Die Zusammenarbeit der beiden Wissenschaftler in Prag und Schloss Benatek war aber nicht leicht, obwohl sich ihre verschiedenen Begabungen ergänzten. Brahe war ein exzellenter Beobachter, seine mathematischen Fähigkeiten waren jedoch begrenzt. Der hervorragende Mathematiker Kepler hingegen konnte wegen seiner Fehlsichtigkeit kaum präzise Beobachtungen durchführen. Brahe fürchtete allerdings, mit seinem umfangreichen Lebenswerk, den Aufzeichnungen astronomischer Beobachtungen der Planetenbahnen und Hunderter Sterne, allein Keplers Ruhm zu begründen. Hinzu kam, dass Brahe die astronomischen Ansichten von Kepler (und Kopernikus) nur ansatzweise teilte.
Nach Brahes Tod im Jahre 1601 wurde Kepler kaiserlicher Hofmathematiker. Diesen Posten hatte er während der Herrschaft der drei habsburgischen Kaiser Rudolf II., Matthias I. und Ferdinand II. inne. Als kaiserlicher Hofmathematiker übernahm Kepler die Zuständigkeit für die kaiserlichen Horoskope und den Auftrag, die Rudolfinischen Tafeln zu erstellen.
Indem er mit Brahes umfangreicher Sammlung von sehr genauen Beobachtungsdaten arbeitete, wollte Kepler seine früheren Theorien verbessern, musste sie aber angesichts der Messdaten verwerfen. Er begann daraufhin mit der Entwicklung eines astronomischen Systems, das erstmals keine Kreisbahnen für die Planeten benutzte. Nach langer Suche, welche Form vor allem die ziemlich exzentrische Marsbahn wirklich hätte, vollendete er 1606 die Arbeit und veröffentlichte sie 1609 als Astronomia nova. Das Buch enthielt das erste und zweite Keplersche Gesetz.
Im Oktober 1604 beobachtete Kepler eine Supernova, die später Keplers Stern genannt wurde. 1611 veröffentlichte Kepler eine Monografie über die Entstehung der Schneeflocke, das erste bekannte Werk zu diesem Thema. Er vermutete richtig, dass ihre hexagonale Gestalt von der Kälte herrührt, konnte sie aber noch nicht physikalisch begründen. 1611 veröffentlichte Kepler außerdem eine Schrift zur Dioptrik und zum später so genannten keplerschen Fernrohr. Im Jahr 1612 starb der Kaiser, und um den wachsenden religiösen Spannungen zu entfliehen, nahm Kepler den Posten eines oberösterreichischen Provinzmathematikers (Landvermessers) in Linz an.
Kepler in Linz (1612 bis 1627)
1611 starben seine Frau Barbara und einer seiner Söhne. An der Universität Tübingen hielt man wenig von seinen Ansichten, da er vom Weltbild des Aristoteles abwich. Man ließ ihn nicht als Professor zu. Ein Jahr später nahm er eine Stelle als Mathematiker in Linz an, die er bis 1626 behielt. Im Jahr 1613 heiratete er die Eferdinger Bürgerstochter Susanne Reuttinger. Von den sechs Kindern, die sie bekamen, überlebte nur eines.
Von 1615 an musste er sich um die Verteidigung seiner Mutter Katharina kümmern, die unter dem Verdacht der Hexerei eingekerkert war. In einer Romanfigur in Keplers Schrift Somnium („Der Traum“), der eine magische Reise zum Mond beschreibt, meinte die Anklage Keplers Mutter wiederzuerkennen. Im Oktober 1621 erreichte er ihre Freilassung. Dabei kam ihm ein juristisches Gutachten der Universität Tübingen zu Hilfe, das vermutlich auf seinen Studienfreund Christoph Besold zurückgeht. Keplers Mutter starb schon ein Jahr später an den Folgen der Folter.
In Linz entwickelte er das dritte Keplersche Gesetz (veröffentlicht in Harmonices mundi) sowie die die Kepler'sche Fassregel.
In Linz häuften sich die Probleme. Kepler hatte Schwierigkeiten, seine Geldforderungen einzutreiben. Seine Bibliothek wurde zeitweise beschlagnahmt, seine Kinder zur Teilnahme an der katholischen Messe gezwungen. Die Familie flüchtete schießlich nach Ulm. Eine Professur in Rostock kam nicht zustande.
Späteres Leben
Kepler fand 1627 einen neuen Förderer in Albrecht von Wallenstein. Als dieser 1630 seine Stellung als Oberbefehlshaber der Kaiserlichen Armee im Rahmen des Dreißigjährigen Krieges verlor, reise Kepler nach Regensburg. Er starb dort am 15. November 58jährig. Sein Grab am Regensburger Friedhof ging in den Kriegswirren verloren.
Würdigung in Linz
Nach Johannes Kepler sind in Linz benannt:
- Johannes-Kepler-Universität (benannt seit 1975)
- Keplergebäude, das Hauptgebäude der Universität
- Johannes-Kepler-Heim, Studentenheim angrenzend an den Campus
- Kepler Society, Absolventenvereinigung der Johannes-Kepler-Universität
- Kepler Solutions, "Junior Enterprise", Studenten beraten Unternehmen
- Keplerstraße
- Keplerhaus (ehemaliges Wohnhaus an der Rathausgasse)
- Johannes-Kepler-Sternwarte
- Kepler Salon, wissenschaftliche Diskussionsveranstaltung
- Keplerwiese, zwischen Linzer Schloss und Martinskirche
- Denkmäler
- Eine Statue erinnert an Kepler am Schlossberg, auf der sogenannten Keplerwiese.
- An der Johannes-Kepler-Universität, im Erdgeschoß des Kopfgebäudes, ist eine Erinnerungstafel montiert.
- Im Foyer des Alten Rathauses am Hauptplatz befindet sich eine Gedenktafel.
Quellen
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