Schottergrube Pichling: Unterschied zwischen den Versionen

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Die '''Schottergrube Pichling''' ist ein umstrittenes Projekt im [[Bezirk Pichling]]. Zwischen dem [[Pichlinger See]] und dem Natura-2000-Schutzgebiet in den [[Donau]]-Auen soll die Grube mit einer Fläche von rund 85.000 m² und einer Jahresleistung von etwa 120.000 Tonnen Schotter betrieben werden. Der Abbau ist für 13 Jahre geplant. Betreiber des Projektes ist das Perger Unternehmens ''Petschl-Transporte'' von Harald Glisic.
|NAME                  = Projekt Schottergrube Pichling
|META                  = Die Schottergrube Pichling war ein umstrittenes Projekt im Bezirk Pichling. Zwischen dem Pichlinger See und dem Natura-2000-Schutzgebiet in den Donau-Auen sollte die Grube mit einer Fläche von rund 85.000 m² und einer Jahresleistung von etwa 120.000 Tonnen Schotter betrieben werden.
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Die '''Schottergrube Pichling''' war ein umstrittenes Projekt im [[Bezirk Pichling]]. Zwischen dem [[Pichlinger See]] und dem Natura-2000-Schutzgebiet in den [[Donau]]-Auen sollte die Grube mit einer Fläche von rund 85.000 m² und einer Jahresleistung von etwa 120.000 Tonnen Schotter betrieben werden. Der Abbau war für 13 Jahre geplant. Betreiber des Projektes war das Perger Unternehmens ''Petschl-Transporte'' von Harald Glisic.


Aufgrund von Protesten von Anwohnern und Politikern verzögern sich Freigabe im Genehmigungsverfahren und Baubeginn seit Jahren. Nach aktuellem Stand ({{2015}}) scheint das Projekt vom Tisch zu sein.
Aufgrund von Protesten von Anwohnern und Politikern verzögern sich Freigabe im Genehmigungsverfahren und Baubeginn seit Jahren. Nach aktuellem Stand (2024) dürfte das Projekt endgültig vom Tisch zu sein.


== Genehmigungsverfahren ==
== Genehmigungsverfahren ==
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Aufgrund unterschiedlicher betroffener Aspekte sind in den unterschiedlichen Verfahren sowohl Behörden der Stadt Linz als auch des Landes Oberösterreich entscheidungsbefugt. In zweiter und dritter Instanz waren teilweise auch Bundesministerien in die Entscheidungsfindung eingebunden.
Aufgrund unterschiedlicher betroffener Aspekte sind in den unterschiedlichen Verfahren sowohl Behörden der Stadt Linz als auch des Landes Oberösterreich entscheidungsbefugt. In zweiter und dritter Instanz waren teilweise auch Bundesministerien in die Entscheidungsfindung eingebunden.


Im April 2014 wurden vom Verwaltungsgerichtshof die Bewilligungsbescheide des Landes Oberösterreich und des Wirtschaftsministeriums aufgehoben.<ref>[http://ooe.orf.at/news/stories/2658207/ Schottergrube Pichling vorerst vom Tisch], 17. Juli 2014</ref>
Im April 2014 wurden vom Verwaltungsgerichtshof die Bewilligungsbescheide des Landes Oberösterreich und des Wirtschaftsministeriums aufgehoben.<ref>{{OOEORF|LINK=news/stories/2658207/|TEXT=Schottergrube Pichling vorerst vom Tisch}}, 17. Juli 2014</ref>


=== Raumplanung ===
=== Raumplanung ===
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=== Wasserrecht ===
=== Wasserrecht ===
Das Land Oberösterreich stellte einen positiven Bescheid aus.<ref>[http://www.nachrichten.at/oberoesterreich/linz/art66,63353 Schottergrube Pichling: Nun ist der Minister am Zug], [[Oberösterreichische Nachrichten]], 13. November 2008</ref> Auch in zweiter Instanz entschied das Umweltministerium bereits 2009 positiv.<ref>{{Web|OFFLINE=yes|LINK=http://www.linz.at/presse/2009/200909_47972.asp|TEXT=linz.at: Projekt Schotterabbau in Pichling}}</ref>
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=== Forstrecht ===
=== Forstrecht ===
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=== Naturschutzrecht ===
=== Naturschutzrecht ===
Die Stadt Linz stellte zunächst im April 2009 einen positiven Bescheid aus. Aufgrund von Verfahrensfehlern wurde dieser Bescheid aber vom Land Oberösterreich als zweite Instanz aufgehoben und zurück an die erste Instanz verwiesen. Im erstinstanzlichen Verfahren hatte ein Gutachter nur drei von vier relevanten Fragestellungen behandelt. Nach Einholung eines neuen Gutachtens stellte die Stadt Linz schließlich im September 2009 einen negativen naturschutzrechtlichen Bescheid aus.<ref>[http://www.nachrichten.at/oberoesterreich/linz/art66,261907 Schottergrube Pichling: Neuer Negativ-Bescheid], [[Oberösterreichische Nachrichten]], 18. September 2009</ref>
Die Stadt Linz stellte zunächst im April 2009 einen positiven Bescheid aus. Aufgrund von Verfahrensfehlern wurde dieser Bescheid aber vom Land Oberösterreich als zweite Instanz aufgehoben und zurück an die erste Instanz verwiesen. Im erstinstanzlichen Verfahren hatte ein Gutachter nur drei von vier relevanten Fragestellungen behandelt. Nach Einholung eines neuen Gutachtens stellte die Stadt Linz schließlich im September 2009 einen negativen naturschutzrechtlichen Bescheid aus.<ref>{{OÖN|LINK=oberoesterreich/linz/art66,261907|TEXT=Schottergrube Pichling: Neuer Negativ-Bescheid|DATUM=18. September 2009}}</ref>


Mitte Juni 2010 wurde vom Land Oberösterreich (Landesrat [[Manfred Haimbuchner]]) als Behörde zweiter Instanz schließlich ein positiver naturschutzrechtlicher Bescheid ausgestellt.
Mitte Juni 2010 wurde vom Land Oberösterreich (Landesrat [[Manfred Haimbuchner]]) als Behörde zweiter Instanz schließlich ein positiver naturschutzrechtlicher Bescheid ausgestellt.


Eine Anfechtung des Bescheides beim Verwaltungsgerichtshof wäre etwa dem Landes-Umweltanwalt [[Martin Donat]] möglich. Dieser sieht aber keine formellen Verfahrensfehler, wegen derer eine Anrufung des VwGH möglich wäre.<ref>[http://www.nachrichten.at/oberoesterreich/linz/art66,417780 Umweltanwalt: Keine Chance für Einspruch gegen Schottergrube], [[Oberösterreichische Nachrichten]], 23. Juni 2010</ref>
Eine Anfechtung des Bescheides beim Verwaltungsgerichtshof wäre etwa dem Landes-Umweltanwalt [[Martin Donat]] möglich. Dieser sieht aber keine formellen Verfahrensfehler, wegen derer eine Anrufung des VwGH möglich wäre.<ref>{{OÖN|LINK=oberoesterreich/linz/art66,417780|TEXT=Umweltanwalt: Keine Chance für Einspruch gegen Schottergrube|DATUM=23. Juni 2010}}</ref>


=== Mineralrohstoffgesetz ===
=== Mineralrohstoffgesetz ===
Das Verfahren wurde zunächst im Mai 2009 von der Stadt Linz als Behörde erster Instanz durchgeführt. Diese stellte einen negativen Bescheid aus.  
Das Verfahren wurde zunächst im Mai 2009 von der Stadt Linz als Behörde erster Instanz durchgeführt. Diese stellte einen negativen Bescheid aus.  


Das Land Oberösterreich als Behörde zweiter Instanz stellte das Verfahren im März 2010 zunächst wegen Verfahrensmängel im Verfahren erster Instanz zunächst an die Stadt Linz als erste Instanz zurück<ref>[http://www.nachrichten.at/oberoesterreich/linz/art66,350201 Schottergrube Pichling: Neues Verfahren], [[Oberösterreichische Nachrichten]], 12. März 2010</ref>. Nach einem Antrag wegen Säumnis (keine Entscheidung innerhalb von 6 Monaten nach Antragstellung) übernahm das Land Oberösterreich im Dezember 2010 das Verfahren.<ref>[http://www.nachrichten.at/oberoesterreich/linz/art66,734762 Schotterabbau in Pichling: Muss nun der Minister entscheiden?], [[Oberösterreichische Nachrichten]], 12. Oktober 2011</ref> Ein abermaliger Devolutionsantrag zur Übertragung an das Bundesministerium wurde jedoch vom Ministerium abgelehnt; das Land hätte zwar die sechsmonatige Frist überschritten, allerdings nicht schuldhaft gehandelt, sondern sich die Verzögerung aus dem aufwändigen Verfahren ergeben.<ref>{{Web|OFFLINE=yes|LINK=http://www.land-oberoesterreich.gv.at/cps/rde/xchg/SID-05D389EC-58F26DA9/ooe/hs.xsl/109753_DEU_HTML.htm|TEXT=Landeskorrespondenz Nr. 6 vom 10. Jänner 2012}}</ref>
Das Land Oberösterreich als Behörde zweiter Instanz stellte das Verfahren im März 2010 zunächst wegen Verfahrensmängel im Verfahren erster Instanz zunächst an die Stadt Linz als erste Instanz zurück<ref>{{OÖN|LINK=oberoesterreich/linz/art66,350201|TEXT=Schottergrube Pichling: Neues Verfahren|DATUM=12. März 2010}}</ref>. Nach einem Antrag wegen Säumnis (keine Entscheidung innerhalb von 6 Monaten nach Antragstellung) übernahm das Land Oberösterreich im Dezember 2010 das Verfahren.<ref>{{OÖN|LINK=oberoesterreich/linz/art66,734762|TEXT=Schotterabbau in Pichling: Muss nun der Minister entscheiden?|DATUM=12. Oktober 2011}}</ref> Ein abermaliger Devolutionsantrag zur Übertragung an das Bundesministerium wurde jedoch vom Ministerium abgelehnt; das Land hätte zwar die sechsmonatige Frist überschritten, allerdings nicht schuldhaft gehandelt, sondern sich die Verzögerung aus dem aufwändigen Verfahren ergeben.<ref>{{Web|OFFLINE=yes|LINK=www.land-oberoesterreich.gv.at/cps/rde/xchg/SID-05D389EC-58F26DA9/ooe/hs.xsl/109753_DEU_HTML.htm|TEXT=Landeskorrespondenz Nr. 6 vom 10. Jänner 2012}}</ref>


Mitte März 2012 genehmigte der zuständige Landesrad [[Rudi Anschober]] im Verfahren zweiter Instanz das Projekt unter Auflagen. <ref>[http://www.nachrichten.at/oberoesterreich/linz/art66,842714 Umstrittener Schotterabbau genehmigt], [[Oberösterreichische Nachrichten]], 20. März 2012</ref>. Anschober war nach eigenen Aussagen aufgrund des "nicht bürgerfreundlichen Gesetzes" zur positiven Entscheidung gewzungen, "''alles andere wäre politische Willkür und Amtsmissbrauch''"<ref>[http://www.anschober.at/politik/presse/1481/anschober-zu-schaller--ich-freue-mich-ueber-die-anfrage-der-spoe-zum-schotterprojekt-pichling- Anschober zu Schaller: "Ich freue mich über die Anfrage der SPÖ zum Schotterprojekt Pichling."]</ref>.
Mitte März 2012 genehmigte der zuständige Landesrad [[Rudi Anschober]] im Verfahren zweiter Instanz das Projekt unter Auflagen. <ref>{{OÖN|LINK=oberoesterreich/linz/art66,842714|TEXT=Umstrittener Schotterabbau genehmigt|DATUM=20. März 2012}}</ref>. Anschober war nach eigenen Aussagen aufgrund des "nicht bürgerfreundlichen Gesetzes" zur positiven Entscheidung gezwungen, "''alles andere wäre politische Willkür und Amtsmissbrauch''"<ref>{{Web|OFFLINE=ja|LINK=www.anschober.at/politik/presse/1481/anschober-zu-schaller--ich-freue-mich-ueber-die-anfrage-der-spoe-zum-schotterprojekt-pichling-|TEXT=Anschober zu Schaller: "Ich freue mich über die Anfrage der SPÖ zum Schotterprojekt Pichling."}}</ref>.


=== Zufahrtsrecht ===
=== Zufahrtsrecht ===
Die Stadt Linz verweigerte als Eigentümer mehrerer Grundstücke in der Umgebung des Schotterwerkes die Zufahrt zu diesem. Der Betreiber klagte erfolglos gegen diese Zufahrsverweigerung.<ref>[http://www.nachrichten.at/oberoesterreich/linz/art66,327782 Schotterstreit: Stadt Linz siegt vor Gericht gegen Betreiber], [[Oberösterreichische Nachrichten]], 28. Jänner 2010</ref>
Die Stadt Linz verweigerte als Eigentümer mehrerer Grundstücke in der Umgebung des Schotterwerkes die Zufahrt zu diesem. Der Betreiber klagte erfolglos gegen diese Zufahrsverweigerung.<ref>{{OÖN|LINK=oberoesterreich/linz/art66,327782|TEXT=Schotterstreit: Stadt Linz siegt vor Gericht gegen Betreiber|DATUM=28. Jänner 2010}}</ref>


== Proteste ==
== Proteste ==
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* durch eine hohe Anzahl an LKW-Fahrten vom/zur Schottergrube würde die Umwelt beeinträchtigt und Lärm verursacht
* durch eine hohe Anzahl an LKW-Fahrten vom/zur Schottergrube würde die Umwelt beeinträchtigt und Lärm verursacht
* die Grundstückspreise und Lebensqualität der Anwohner würde durch Lärm, Staub und sinkenden Grundwasserspiegel gesenkt
* die Grundstückspreise und Lebensqualität der Anwohner würde durch Lärm, Staub und sinkenden Grundwasserspiegel gesenkt
* eine für die "Stadtbelüfung" wichtige Waldfläche von rund 9000 m² soll gerodet werden<ref>[http://www.nachrichten.at/oberoesterreich/linz/art66,542131 Schotterwerk: Stadt droht Land mit Höchstgericht], [[Oberösterreichische Nachrichten]], 26. Jänner 2011</ref>  
* eine für die "Stadtbelüfung" wichtige Waldfläche von rund 9000 m² soll gerodet werden<ref>{{OÖN|LINK=oberoesterreich/linz/art66,542131|TEXT=Schotterwerk: Stadt droht Land mit Höchstgericht|DATUM=26. Jänner 2011}}</ref>  
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Die Plattform [[Rettet den Pichlingersee]] veranstaltete Demonstration in Linz, so etwa am 31. August 2010 oder am 9. September 2011.
Die Plattform [[Rettet den Pichlingersee]] veranstaltete Demonstration in Linz, so etwa am 31. August 2010 oder am 9. September 2011.
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Insgesamt konnten bisher rund 6000 Unterschriften gegen die Schottergrube gesammelt werden.  
Insgesamt konnten bisher rund 6000 Unterschriften gegen die Schottergrube gesammelt werden.  


Die Stadt Linz hat die Zufahrtsstraße zur Schottergrube Vorrangig zur Nutzung als Radweg gewidmet. Auf dieser Strecke besteht ein Fahrverbot für Fahrzeuge über 7,5 Tonnen, was von den Schotter-LKWs überschritten würde.<ref>[http://www.nachrichten.at/oberoesterreich/linz/art66,718127 Schotterwerk: Jetzt wird um Zufahrt gestritten], [[Oberösterreichische Nachrichten]], 22. September 2011</ref>
Die Stadt Linz hat die Zufahrtsstraße zur Schottergrube Vorrangig zur Nutzung als Radweg gewidmet. Auf dieser Strecke besteht ein Fahrverbot für Fahrzeuge über 7,5 Tonnen, was von den Schotter-LKWs überschritten würde.<ref>{{OÖN|LINK=oberoesterreich/linz/art66,718127|TEXT=Schotterwerk: Jetzt wird um Zufahrt gestritten|DATUM=22. September 2011}}</ref>


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==

Aktuelle Version vom 13. Februar 2025, 09:44 Uhr

Projekt Schottergrube Pichling
Nutzung Schotterabbau
Bezirk Pichling
PLZ 4030
Ort Linz
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Die Schottergrube Pichling war ein umstrittenes Projekt im Bezirk Pichling. Zwischen dem Pichlinger See und dem Natura-2000-Schutzgebiet in den Donau-Auen sollte die Grube mit einer Fläche von rund 85.000 m² und einer Jahresleistung von etwa 120.000 Tonnen Schotter betrieben werden. Der Abbau war für 13 Jahre geplant. Betreiber des Projektes war das Perger Unternehmens Petschl-Transporte von Harald Glisic.

Aufgrund von Protesten von Anwohnern und Politikern verzögern sich Freigabe im Genehmigungsverfahren und Baubeginn seit Jahren. Nach aktuellem Stand (2024) dürfte das Projekt endgültig vom Tisch zu sein.

Genehmigungsverfahren

Aufgrund unterschiedlicher betroffener Aspekte sind in den unterschiedlichen Verfahren sowohl Behörden der Stadt Linz als auch des Landes Oberösterreich entscheidungsbefugt. In zweiter und dritter Instanz waren teilweise auch Bundesministerien in die Entscheidungsfindung eingebunden.

Im April 2014 wurden vom Verwaltungsgerichtshof die Bewilligungsbescheide des Landes Oberösterreich und des Wirtschaftsministeriums aufgehoben.[1]

Raumplanung

Das Land Oberösterreich (Landesrat Viktor Sigl) stellte einen positiven Bescheid aus.

Wasserrecht

Das Land Oberösterreich stellte einen positiven Bescheid aus.[2] Auch in zweiter Instanz entschied das Umweltministerium bereits 2009 positiv.[3]

Forstrecht

Die Stadt Linz stellte zunächst einen negativen Bescheid aus.

Naturschutzrecht

Die Stadt Linz stellte zunächst im April 2009 einen positiven Bescheid aus. Aufgrund von Verfahrensfehlern wurde dieser Bescheid aber vom Land Oberösterreich als zweite Instanz aufgehoben und zurück an die erste Instanz verwiesen. Im erstinstanzlichen Verfahren hatte ein Gutachter nur drei von vier relevanten Fragestellungen behandelt. Nach Einholung eines neuen Gutachtens stellte die Stadt Linz schließlich im September 2009 einen negativen naturschutzrechtlichen Bescheid aus.[4]

Mitte Juni 2010 wurde vom Land Oberösterreich (Landesrat Manfred Haimbuchner) als Behörde zweiter Instanz schließlich ein positiver naturschutzrechtlicher Bescheid ausgestellt.

Eine Anfechtung des Bescheides beim Verwaltungsgerichtshof wäre etwa dem Landes-Umweltanwalt Martin Donat möglich. Dieser sieht aber keine formellen Verfahrensfehler, wegen derer eine Anrufung des VwGH möglich wäre.[5]

Mineralrohstoffgesetz

Das Verfahren wurde zunächst im Mai 2009 von der Stadt Linz als Behörde erster Instanz durchgeführt. Diese stellte einen negativen Bescheid aus.

Das Land Oberösterreich als Behörde zweiter Instanz stellte das Verfahren im März 2010 zunächst wegen Verfahrensmängel im Verfahren erster Instanz zunächst an die Stadt Linz als erste Instanz zurück[6]. Nach einem Antrag wegen Säumnis (keine Entscheidung innerhalb von 6 Monaten nach Antragstellung) übernahm das Land Oberösterreich im Dezember 2010 das Verfahren.[7] Ein abermaliger Devolutionsantrag zur Übertragung an das Bundesministerium wurde jedoch vom Ministerium abgelehnt; das Land hätte zwar die sechsmonatige Frist überschritten, allerdings nicht schuldhaft gehandelt, sondern sich die Verzögerung aus dem aufwändigen Verfahren ergeben.[8]

Mitte März 2012 genehmigte der zuständige Landesrad Rudi Anschober im Verfahren zweiter Instanz das Projekt unter Auflagen. [9]. Anschober war nach eigenen Aussagen aufgrund des "nicht bürgerfreundlichen Gesetzes" zur positiven Entscheidung gezwungen, "alles andere wäre politische Willkür und Amtsmissbrauch"[10].

Zufahrtsrecht

Die Stadt Linz verweigerte als Eigentümer mehrerer Grundstücke in der Umgebung des Schotterwerkes die Zufahrt zu diesem. Der Betreiber klagte erfolglos gegen diese Zufahrsverweigerung.[11]

Proteste

Die Gegner des Projektes äußern unter anderem folgende Kritikpunkte:

  • der Erholungswert am nahen Pichlingersee würde stark eingeschränkt (durch Lärm und Staub)
  • durch eine hohe Anzahl an LKW-Fahrten vom/zur Schottergrube würde die Umwelt beeinträchtigt und Lärm verursacht
  • die Grundstückspreise und Lebensqualität der Anwohner würde durch Lärm, Staub und sinkenden Grundwasserspiegel gesenkt
  • eine für die "Stadtbelüfung" wichtige Waldfläche von rund 9000 m² soll gerodet werden[12]
  • durch die geplante Wiederbefüllung - eventuell mit Aushubmaterialien beim Bau des Westring-Tunnels - könnte der Grundwasserspiegel zu stark ansteigen[13]

Die Plattform Rettet den Pichlingersee veranstaltete Demonstration in Linz, so etwa am 31. August 2010 oder am 9. September 2011.

Insgesamt konnten bisher rund 6000 Unterschriften gegen die Schottergrube gesammelt werden.

Die Stadt Linz hat die Zufahrtsstraße zur Schottergrube Vorrangig zur Nutzung als Radweg gewidmet. Auf dieser Strecke besteht ein Fahrverbot für Fahrzeuge über 7,5 Tonnen, was von den Schotter-LKWs überschritten würde.[14]

Einzelnachweise